Montag, 7. November 2022

Musk Absolutist der freien Rede

Elon Musk Twitter

Elon Musk hat in der vorigen Woche den Kurznachrichtendienst Twitter für 44 Milliarden Dollar gekauft - so viel Geld will Musk tatsächlich für den blauen Zwitschervogel Twitter berappen.

Kürzlich bezeichnete sich Musk als »Absolutist der freien Rede« - also ein Monarch auf dem Meinungsthron. - Freie Rede bedeute, dass »jemand, den man nicht mag, etwas sagen kann, das man nicht mag«. Und dies sollte auch im Leitmedium des digitalen Zeitalters möglich sein, also auf Twitter. 

Der Vogel ist befreit und kann nun wieder munter draufloszwitschern! Nun dürfen alle nach er Melodie von Musk zwitschern! Elon Musk will also den politischen Dialog ausgerechent durch Twitter wieder auf gesundere Beine stellen. Das wäre mindestens so verdienstvoll wie die Neuerfindung des Elektroautos oder seine unternehmerischen Pioniertaten im Weltraum.

Musk betont, daß er mit dem Kauf von Twitter politische Ziele verfolge. Er will sich zum ersten Kaiser des neuen Amerikanischen Imperiums ausrufen lassen.Man kann sich nicht vorstellen, daß Elon Musk anders sein soll als alle anderen Globalisten auch. Was zählt ist Geld und Macht und nichts anderes.

Die freie Rede im Internet kann auch eine Illusion sein, die viel Geld kostet und nichts einbringt.
Ob die Rechnung von Musk aufgeht, wird sich in der Zukunft zeigen.

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Donnerstag, 3. November 2022

Clown mit Kunstblut bespritzt

Lautrec Clowngemälde Berliner Nationalgalerie

Aktivisten sind zornige junge Menschen, die ihrem Protest öffentlichkeitswirksam Luft machen. Ausgerechnet ein Clown ist zur Zielscheibe einer Aktivistin geworden.

Der Clown hinter Glas in der Alten Nationalgalerie wurde vor 135 Jahren von Henri de Toulouse-Lautrec gemalt (»Clown«, Öl auf Leinwand, 81,5 x 57 cm) wurde vor einem Tag von einer Frau mit Kunstblut bespritzt.

Danach klebte sie sich neben dem Clown an der Wand fest. Warum hat es ausgerechnet der Clown der Aktivistin angetan? Was kann der arme Clown dafür? - Anketten ja, aber gleich ein Attentat auf Gemälde der lieben Aufmerksamkeit willen? Die Hirnwindungen mancher Zeitgenossen sind unergründlich wie das Meer.


Ohne Aufmerkamkeit hätte die Aktivistin mit Aufmerksamkeit-Defizit-Syndrom sich womöglich an einer Litfaßsäule oder Telefonzelle angekettet, ohne daß jemand davon Kenntnis genommen und berichtet hätte.

Montag, 31. Oktober 2022

Kaiser Vespanian und das liebe Geld

Als der römische Kaiser Vespanian (9-79) seine Herrschaft antrat, sah er sich einem Berg von Schulden gegenüber, die sein Vorgänger Nero (37-68) hinterlassen hatte.

Sein Einfallsreichtum bei der Erschließung neuer Geldquellen wurde in der Folge legendär. So erfand er auch eine Latrinensteuer. Vermutlich wurde diese jedoch nicht auf das öffentliche Pinkeln erhoben, sondern auf den Verkauf von Urin aus den Bedürfnisanstalten an Walker und Gerber.

Seinem Sohn Titus (39-81), dem das zu anstößig war, hielt er eine Münze unter die Nase und fragte ihn, ob sie stinke. Als Titus das verneinte, sagte er: »Und doch stammt sie aus Urin.«

Sonntag, 23. Oktober 2022

Liebe geht über das Kochen

Reinhold und Diane Messner


Bergsteiger-Ikone Reinhold Messner ist in diesem Monat 78 Jahre alt geworden - und kennt noch immer keinen Ruhestand. Der erste Mensch, der auf allen Achttausendern der Welt stand, hat immer noch viel zu erzählen, nicht nur über hohe Berge. In seinem neuen Buch »Sinnbilder«, das er gemeinsam mit seiner Frau Diane geschrieben hat, geht es um die Fähigkeit, Ballast abzuwerfen, um Verzicht statt Konsum.

Reinhold Messner, Bergsteiger von Beruf und Egomane aus Passion, stets der Mittelpunkt seines eigenen Zentralgestirns, hat zusammen mit seiner vierten Frau ein neues Buch veröffentlicht. Diane (42) und Reinhold Messner (78) haben ein gemeinsames Buch verfasst. In »Sinnbilder. Verzicht als Inspiration für ein gelingendes Leben« beschäftigt sich das Ehepaar unter anderem mit den aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit und Naturschutz.

Reinhold und Diane Messner


Anrührend in seinem neuen Buch »Sinnbilder« erzählt, ist die Geschichte, wie er seine jetzige Frau Diane vor vier Jahren, in einem Restaurant beim Abendessen umgarnt hat, die zum Ausdruck bringt, das er vor allem auf gute Kulinarik nicht verzichten mag.

Eine Geschichte geprägt von ausufernder Romantik geschildert von der umworbenen Diane, die man dem Leser einfach nicht vorenthalten kann:

Sinnbilder


Reinhold: "Kannst du kochen?"

Diane: "Ja" (hat er mich das wirklich gerade gefragt?)

Reinhold: "Ein Leben an meiner Seite ist hart, meist geht es nur um mich. Es reicht nicht, mit deinen schönen Augen 'blink, blink' zu machen, ich brauche eine Praktikerin an meiner Seite."

Das war es bereits an Konversation. Kein Werben, kein Fragen. Augen blink blink ist das höchste Kompliment, das Messner über die Lippen kommt. Ein karges Sinnbild als Inspiration für ein gelingendes Leben?

Und wegen dieses umwerfenden Anfangs verlässt Diane ihren Mann und heiratet Messner, der fast doppelt so alt ist wie sie. Eine reife Leistung. Was ist da ein Achttausender dagegen, für den Messner einen Riesenaufwand betreibt. Bei Diane hat er das offensichtlich nicht nötig.


Aber wo die Liebe hinfällt, da ist sie - und wenn es die Antarktis ist - eisig kalt und doch auf ihre Art wunderschön. Wer wollte das bewerten, die beiden scheinen sich jedenfalls gut zu verstehen. Messner kann offenichtlich auf Vieles im Leben verzichten, nur auf das Kochen nicht.

Reinhold Messner: "Wir sagen nicht, dass wir auf alles verzichten. Wir leben bewusster und machen zum Teil den Verzicht zum Inhalt unseres Tuns, erlauben uns das Leben aber weiter. Und die vielen Fundamentalisten, viele Kritiker, die glauben, man müsste die Lebensfreude verbieten, werden die Welt nicht retten."

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Verzicht ist eine hohe Kunst der Selbstbeherrschung. Verzicht setzt menschliche Reife voraus. Wer verzichten kann, ist menschlich gereift. Für die Frau an Reinhold Messners Seite ist er das, was von ihm für sie übrigbleibt. Das Buch ist also reine Unterhaltung, wenn man als Leser etwas zum Schmunzeln braucht.

Literatur:

Sinnbilder: Verzicht
Sinnbilder von Reinhold und Diane Messner

Freitag, 21. Oktober 2022

Premierministerin Truss haut in den Sack

Liz Truss spricht vor der Downing Street Nummer 10


Kaum hatte man sich ihren Namen gemerkt, da ist die britische Premierministerin Truss ihren Job schon wieder los. Im Unterhaus gab sich Truss am Vortage noch kämpferisch als fighter, not a quitter und nun haut sie in den Sack.

Mit atemberaubender Geschwindigkeit hat Truss Großbritannien in ein noch größeres Chaos gestürzt, als sie es von ihrem Vorgänger Boris Johnson ohnehin gewohnt waren.

Sechs Wochen, die als traurige Lachnummer in die Geschichte Großbritanniens eingehen werden.
Aber Truss war eine der wenigen Premiers, die während ihrer Amtszeit gleich zwei Monarchen erleben durfte.

Es gibt Hoffnung, solange es noch britischen Humor gibt. Solange es noch diesen eigenwilligen Humor gibt, bleibt auch die Demokratie im Vereinten Königreich erhalten.

Samstag, 15. Oktober 2022

Andrij Melnyk - ein diplomatischer Poltergeist

Andrij Melnyk

Mit Andrij Melnyk verabschiedet sich ein diplomatischer Poltergeist aus dem Berliner Politikbetrieb. Andrij Melnyk ist ein wenig filigraner Diplomat, der sich auf politischer Bühne allzu oft als Elefant im Porzellanladen erwiesen hat. Normalerweise landet eine solche Persoen nicht im diplomatischen Dienst. Nun wird der umstrittene Diplomat aus Berlin in seine Heimat Ukraine abberufen.

Einen Botschafter mit derart klaren Botschaften hat Deutschland selten erlebt. Was vor allem daran liegen dürfte, dass sich Andrij Melnyk nie wirklich in der Rolle des filigranen Diplomaten gesehen hat - sondern eher in der eines Lebensretters. Eines Lebensretters seines Landes, das sich spätestens seit Ende Februar buchstäblich im Überlebenskampf befindet - und das Melnyk mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln vor dem Untergang zu bewahren sucht.
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Eines jedenfalls hat sich der 47-Jährige gewiss noch nie vorwerfen lassen müssen: Dass man bei ihm mühsam zwischen den Zeilen lesen muss. Zuletzt war es Tesla-Chef Elon Musk, dessen in der Tat unausgegorenen "Friedensplan" für die Ukraine Melnyk auf Twitter mit einem unzweideutigen "Fuck off" bedachte. Altkanzlerin Angela Merkel warf er "Besessenheit mit dem Terror-Staat Russland" vor, Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete er als "beleidigte Leberwurst" wegen dessen anfänglicher Weigerung, in die angegriffene Ukraine zu reisen.

Was der undiplomatische Diplomat aber vor allem tat: Er zwang die Deutschen, in den Spiegel zu schauen. Melnyk hielt den deutschen Politikern gerne den Spiegel vor. Konfrontierte sie - tagtäglich - auch mit den Irrtümern der Vergangenheit. Mit der Nord-Stream-2-Pipeline. Mit der kolossal gescheiterten Russland-Politik der vergangenen Jahre. Vielleicht war es das, was für so manchen in der deutschen Polit-Prominenz am schwierigsten zu verdauen war.