In Monarchien wird das Verhältnis der Bürger zu ihrem Monarchen 
getragen von dem Bedürfnis nach Volksnähe. Monarchen wirken um so 
menschlicher, je volksnäher sie sich geben. Die Volksnähe eines 
Monarchen macht ihn menschlich, beliebt und kommt beim Volk immer gut 
an.
 
Ein Monarch, der menschlich wirkt, gilt gemeinhin als Vorbild und 
vorbidliche Herrscher werden als integre Persönlichkeiten bewundert. Ihr
  intaktes Privatleben wird allseits geschätzt und dient den Untertanen 
als Vorbild. Ist der Monarch jedoch allzu menschlich - sozusagen 
zwischenmenschlich - dann bekommt das schöne Bild tiefe Risse. 
 
Genau diesen Prozess erlebt nun die als vorbildich geltende 
Monarchie in Schweden. Die Schweden sehen sich einem Monarchen 
gegenüber, der in ihren Augen allzu menschlich geworden ist.  Nach 
Gerüchten um sein ausschweifendes Privatleben fragen sich die erstaunten
 Schweden nun, wie weit die Volksnähe von König Carl Gustav wirklich 
geht.
 
 
König Carl Gustav ist nicht nur ein König zum Anfassen, sondern zu 
einem König auf Abwegen geworden. Vor einer Woche erschien das Buch 
»Der widerwillige Monarch«,
 das kompromittierende Details aus dem Privatleben des Monarchen 
enthüllt. Von Orgien in Stripclubs ist dort ebenso die Rede wie von 
einer Beziehung zu der Sängerin einer bekannten schwedischen Band.
 
Diese Enthüllungen wurden bisher nicht dementiert. Der König, der 
sich bisher als mustergültiger Gatte und Vater inszeniert hatte, tat das
 Buch schon mal als "alte Geschichte" und "abgeschlossenes Kapitel" ab. 
Dementis sehen anders aus.
Nach einer Phase der Schockstarre und Empörung hatten die Schweden 
ihrem König auf Abwegen schon fast verziehen - wenn da nicht von 
Kontakten des Monarchen in halbseidene Kreise die Rede wäre. Dass ihr 
Monarch nun abdankt, damit rechnen nur wenige Schweden, aber als Vorbild
 mag er kaum einem mehr dienen - zumindest darin hat er bereits 
abgedankt.