Menschen pflegt man entsprechend ihren nationalen kulinarischen
Spezialitäten zu charakterisieren, eine Unsitte, die auf der ganzen
Welt verbreitet ist. Die Klischees über kulinarische Vorlieben haben
sich bislang standhaft gehalten.
Die Franzosen werden zu Froschessern, die Italiener zu
Spaghettifressern, die Türken zu Knoblochfressern oder Kümmeltürken, die
Deutschen zu Krautfressern oder ganz einfach nur Krauts. Die Liste
ließe sich beliebig verlängern, denn der aktuellen Wortschöpfungen ist
kein Ende: Döner meint einen Türken, Kartoffel den Deutschen, der
neuerdings auch noch
Schweinefleischfresser heisst.
Doch diese Charakterisierung hat auch einen Haken: die kulinarischen
Vorlieben in den betreffenden Ländern ändern sich. Inzwischen gibt es
in Deutschland fast mehr leidenschaftliche Spaghettifresser als in
Italien und mehr Dönerfresser als in der Türkei. Umgekehrt gilt:
Italiener, Spanier und Japaner sind regelrecht verrrückt nach deutschen
Bratwürsten, Bartkartofoeln und Schweinebraten.
Da den Deutschen ein Hang zu Schweinefleisch nachgesagt wird, sind sie nun zu
Schweinefleischfressern
geworden. Schon verlangen verschiedene Politiker in Deutschland,
deutschfeindliche Bezeichnungen unter Strafe zu stellen. Sicherlich wäre
es eine vorbeugende Maßnahme, denjenigen, der einen Deutschen als
Schweinefleischfresser bezeichnet, zum Schweinefleischessen zu
verurteilen. Dies hilft bestimmt beim Abbau der kulinarischen
Vorurteile.