Sein Bild schwankt in der Geschichte: Die einen halten ihn für ein frauen- und fremdenfeindliches Ekelpaket, andere für den
schrullig charmanten Gemahl der Queen.
Er war sich seiner Bedeutung nie so recht bewußt. Dennoch: Nie war
Prinz Philip, Ehemann der britischen Königin, wertvoller als heute - an
seinem 90. Geburtstag.
Der Mann ist ein Anachronismus, ein Mensch, der in unsere Zeit
gespült und dort zurückgelassen wurde wie ein Findling von einem
Gletscher. In seinem Denken und Handeln ist Prinz Philip, der Ehemann
der britischen Königin Elisabeth, irgendwo in den späten fünfziger,
frühen sechziger Jahren stehengeblieben: Als Frauen noch den Mund
hielten und am heimischen Herd standen, als Schwarze noch Neger hießen
und Kräuselhaar trugen und Ausländer vor allem dankbare Witzobjekte
waren.
Dem jeweils wehenden Zeitgeist hat Prinz Philip, der nun 90 Jahre
alt wird, nie irgendwelche Zugeständnisse gemacht, ebenso wenig wie er
sich irgendwelchen gesellschaftlichen Gepflogenheiten unterwarf. Er
verknüpft die bornierte Dickfelligkeit eines Borgia-Papstes mit den
Umgangsformen eines Fischhändlers. Das Beste, was man über ihn sagen
kann, ist, dass er sich stets treu geblieben ist.
Prinz Philip ist dafür bekannt,
kein Fettnäpfchen ausgelassen zu haben:
Er ist der »König der Fettnäpfchen«.
Seine
schrulligen Ausfälle und Bosheiten mit Hang zur Peinlichkeit
sind legendär. Fast schien es, als stecke eine tiefere Absicht als nur
britischer Hunor dahinter. Prinz Philip bewies immer einen
Sinn für Ironie,
die jedoch nicht jeder zu erkennen vermochte. Viele sehen in ihm das
schauspielerische Talent, andere einen talentierten Staatschauspieler.
Selbst die zahllosen Beleidigungen, schrulligen Sprüche und die
unzähligen Fettnäpfe, in die er bei Auslandsreisen und Empfängen trat,
werden mittlerweile verklärt.
"Na, bewerft ihr Leute euch noch immer mit Speeren?", fragte er einmal eine Gruppe von australischen Ureinwohnern zum großen Gaudium der mitreisenden britischen Journalisten.
Überall, wo ein Fettnäpfchen
für ihn aufgestellt wurde,
ist er auch zielsicher hineingetreten.
In einige der prinzlichen Äußerungen kann man in der Tat Ironie und Sarkasmus hineinlesen - etwa, als er
Helmut Kohl einmal mit
"Herr Reichskanzler"
ansprach oder dem paraguayischen Dauerdiktator Alfredo Stroessner
versicherte, wie schön es sei, wieder einmal in einem Land zu weilen, in
dem nicht das Volk das Sagen habe. Es ist freilich unsicher, ob die
Antennen der derart Angesprochenen die nötige Feinabstimmung für
ironische Untertöne besaßen.