Donnerstag, 29. April 2010

Der allerletzte Hofnarr

Die Hofnarren suchten stets, mit wüsten und brutalen Witzen ihren Herrscher zu Strecke zu bringen; einfach am Lachen krepieren zu lassen. Das war so etwas wie eine närrische Tradition, und man erkannte einen guten Narren daran, dass er schon einige Herrscher überlebt und hinter sich hatte. Im Gegenzug verachtete man den Narren als total närrisch, der schon vor seinem ersten Herrscher ins Grass beissen müsste (etwa, weil der ihn einen Kopf kürzer machen liess).

Egal. Die Narren hatten ihre Aufgabe fabelhaft gut erledigt: eben wegen der gnadenlosen Witzigkeit der Hofnarren sind ausser einigen Operetten-Monarchen, die nur noch wegen Bedürfnisse der Yellow Press existieren, die alten Herrscher weitgehend eliminiert.

Mit den Herrschern starben natürlich auch die Narren aus: wo keine Höfe, da keine Narren. Und da es somit nur noch 1 Hof gibt, der des Herrschenden Volkes, so gibt es auch nur noch einen Hofnarren – der letzten seiner Zucht. Nun war dieser Narr schon lange ein solcher, hat schon zahllose Witze gemacht und unzählige Narreteien begangen, ohne dass sich sein Herrscher darüber totgelacht hatte, was den Hofnarr natürlich sehr wurmte, denn er erachtete es als eine Ehrensache, in edler Tradition der Zunft seinen Herrscher mit Witzen unschädlich zu machen, möglichst absolut und total – ihn also den Weg der Alten Herrscher zu schicken.

Doch mit dem Herrschenden Volk ist die Sache nicht ganz so einfach. Wohl wg seiner starren und sturen Masse ist es als Herrscher total humorlos und gegen Lachen weitgehend immun. So ein Herrscher würde nicht 1x sterben, würde man ihn auf Chinesisch foltern und seine nackten Fusssohlen mit einer feinen Feder kitzeln.

Nein. Dieser Herrscher ist schon ein ganz zähes Vieh. Pfui, Deibel!
So befürchtete der Narr, als er da bemerkte, dass seine Kräfte unaufhaltsam schwinden, sich noch vor seinem Herrscher verabschieden zu müssen, was für einen ehrgeizigen Hofnarr wirklich eine grosse Schande ist: das ist tatsächlich der allerletzte Hofnarr, dem es aufs Verrecken nicht gelingen will, seinen Herrscher noch vor sich abtreten zu lassen.

http://kungfutius.blog.de/2006/10/05/der_allerletzte_hofnarr~1191449/

Mittwoch, 28. April 2010

Euros nach Athen tragen


Früher wurden im alten Griechenland Eulen nach Athen getragen, denn die Eule galt den Athenern als heilig, war sie doch zugleich auch das Symbol der Göttin Athene.


Irgendwann waren zu Ehren der Schutzgöttin der Stadt so viele Eulen nach Athen getragen worden, daß dieser Vorgang unter Einheimischen fortan als sinnlose Tat galt. Auch Pallas Athene konnte keine weiteren Eulen mehr in ihrer Stadt gebrauchen.

Heute sind es nicht mehr Eulen, die nach Athen getragen werden, sondern Euros - was als nichtminder sinnlose Tat zu gelten hat, denn die moribunden Griechen können davon - wie einst von den Eulen - nicht genug bekommen.

Wer Euros nach Athen tragen will zur Unterstützung der maroden Hellenen, die verklausuliert die Staatspleite bereits verkündet haben, der hat - auch wenn er nicht zugeben will - die Sinnlosigkeit der Handlung schon vorweggenommen. Er kann dafür aber gleich Eulen aus Athen mit nach Hause nehmen, denn dort gibt es davon zu viele: auch etliche politische Nachteulen darunter.

Eulen gelten auch als Tiere der Klugheit. Vielleicht sollte man die Eulen ja zu den Politikern tragen, denn Eulen bräuchte so mancher Politiker in diesen Tagen.

Weblink:

Athen geht das Geld aus