Um den deutschen Volksgenossen noch mehr Sand
über den Endsieg in die Augen streuen zu können."
Gerade in totalitären Systemen schaffen sich die Unterdrückten und Verfolgten Ventile und heitere Kompensationen für die repressive Tristesse des (Kriegs-)Alltags.
Im Nationalsozialismus nannte man das "Flüsterwitze", erzählt mit vorgehaltener Hand, leise und auch nicht jedermann. Denunzianten saßen überall. Kabarettist Alfred Dorfer erzählt und interpretiert Flüsterwitze aus der Nazizeit.
Bald nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich waren viele Witze über die "Piefke" und "Preußen" im Umlauf, über deren angebliche Gründlichkeit und arrogante Besserwisserei. Sie stellten jedoch nicht unmittelbar die NS-Diktatur in Frage. Die Themen der Witze sind aus heutiger Sicht Zeitreisen durch Regime und Kriegsjahre. Mit Kriegsbeginn wurden Flüsterwitze als "Wehrkraft zersetzend" geahndet, darauf konnte auch die Todesstrafe stehen, es wurde aber niemand dafür hingerichtet. Je schlechter die Kriegslage, je mehr sich der "Endsieg" als Illusion entpuppte, desto schärfer wurden jedoch die Sanktionen, desto häufiger wurde die Todesstrafe auch vollstreckt.
Die Flüsterwitze begleiteten das NS-Regime durch alle seine Phasen: vom März 1938 bis zum Kriegsende 1945. Sie schilderten den zunehmend angstbesetzten Alltag in der Diktatur. Etwa der: "Hitler hat nach dem Einmarsch im März 1938 drei neue Feiertage einführt: Maria Denunziata, Maria Haussuchung und Maria Gefängnis." In den Kriegsjahren wurde die Lebensmittelversorgung immer schwieriger, es waren Zeiten zunehmender Mangelwirtschaft. Man hat nicht mehr viel, außer Überlebenswillen, Galgenhumor und Luftschutzkeller. Die beinahe täglichen Bombardements durch Briten und Amerikaner kündeten vom nahenden Untergang des Führerstaates. Daher wurde auch die immer schwierigere Versorgungslage aufs Korn genommen.
Witze über das Ende signalisieren gleichzeitig den Neubeginn. "Hitler, Göring, Himmler und Goebbels sitzen im Luftschutzbunker. Ein Volltreffer. Wer überlebt? Na wir!"
Weblink:
Hitlers Angst und Görings Lederhose - www.3sat.de
Literatur:
Als das Lachen tödlich war - Erinnerungen und Fakten 1933 - 1945 von Ralph Wiener
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