Der einstige Provokateur Herbert Achternbusch wird 75 Jahre alt. Der
Filmemacher, Schauspieler, Maler, Dichter und Überlebenskünstler sorgte
vor allem in den 70er und 80er Jahren mit seinen Filmen für Aufsehen.
Herbert Achternbusch war schräg, poetisch und tiefgründig bayrisch. Der
Protest-Bayer gilt als passionierter Querulant.
„Ich mag in Bayern nicht
einmal mehr gestorben sein.“
Herbert Achternbusch
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Es ist still geworden um den einstigen Provokateur vom Dienst, den
Einzelgänger, der die Brüche seines eigenen Lebens, seine Ablehnung
bürgerlicher Regeln in mitunter bizarre, kommerziell kaum verwertbare
Kunstprodukte umsetzte. Davon zeugen schon die Titel seiner Filme: „Der
Neger Erwin“ (1981), „Das letzte Loch“(1981), „Heilt Hitler“ (1986) oder
„I know the way to the Hofbrauhaus“ (1991).
Leitthemen seiner zahllosen Filme, Bücher und Theaterstücke sind das
Spießertum, die Hitlerei und immer wieder er selbst und seine Herkunft.
Achternbusch nahm besonders seine bayerische Heimat aufs Korn.
„Diese Gegend hat mich kaputt gemacht, und ich bleibe so lange, bis man ihr das anmerkt.“
Herbert Achternbusch
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In „Der Depp“ (1982) wird am Ende der damalige Ministerpräsident
Franz Josef Strauß im Hofbräuhaus vergiftet, was ihm dessen
Intimfeindschaft eintrug. Leitthemen seiner zahllosen Filme, Bücher und
Theaterstücke sind das Spießertum, die Hitlerei und immer wieder er
selbst und seine Herkunft – uneheliches Kind einer Sportlehrerin, die
später Suizid verübte.
Seine Werke, die sich am Rande der gesellschaftlichen Konvention
bewegten, haben stets polarisiert. Achternbusch, dessen Stilmittel die
Provokation war, wurde von vielen Kritikern hymnisch gefeiert, von
anderen genauso hymnisch verachtet. Für viele ist der geniale
Provokateur ein Nestbeschmutzer.
„Dieser Film ist schlicht und ergreifend eine Sauerei“, sagte
der bayerische Innenminister Gerold Tandler 1978 zu Achternbuschs
„Servus Bayern“. Wenig später musste der Künstler wegen seiner Filme
sogar vor Gericht.
Weil der provokante Film
„Das Gespenst“
(1982) angeblich religiöse und sittliche Empfindungen verletzt hat,
strich der damalige Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann
Achternbusch die bereits versprochene Filmförderung. Die Folge: massive
Proteste und Demonstranten auf der Berlinale 1983 - natürlich als
Geister verkleidet.
In der Szene mit Achternbusch als Jesus und Sepp Bierbichler als
Römer, da bleibt dem Zuseher das Lachen im Hals stecken. Achternbusch
sollte unbedingt wieder Filme drehen. - Ob er noch ein Bild male oder
gar noch einen Film drehe? „Nix, gar nix. Ich liege seit drei Jahren im
Bett“, entgegnet der Filmemacher, Schauspieler, Maler und Dichter.
Weblinks:
Passionierter Querulant - Herbert Achternbusch zum 75. - 3 Sat -
www.kulturzeit.de
„Ich mache gar nix mehr“ - Herbert Achternbusch zum 75. Geburtstag -
www.abendzeitung-muenchen.de

Das Gespenst