In der Ukraine sorgt eine ungewöhnliche Protestform für Schlagzeilen: Junge Aktivistinnen der Organisation "Femen" gehen als Stripperinnen oben ohne auf die Straße und demonstrieren in skandalumwitterten Auftritten gegen dem autokratischen Staat, konservative Rollenbilder, undemokratische Strukturen und antiwestliche Politik im Land.
Ihr Motto für ihren nackten Protest lautet: nackte Provokation im öffentlichen Raum. Wenn die Aktivistinnen von "Femen" eine ihrer spektakulären Aktionen veranstalten, haben die nackten Kanonen immer ein Ziel: die Staatsmacht bloßzustellen und dabei soviel Aufsehen wie möglich zu erregen. Auf einer Demonstration in Kiew beispielsweise waren alle Kameras auf die Frauen gerichtet, als sie halbnackt in den Armen der Miliz zappelten.
Genau diese Szenen provozieren die "Femen", um auf das Unrecht in ihrer Gesellschaft aufmerksam zu machen. Die 20-jährige Inna Shevchenko ist bei solchen Aktionen schon mehrmals festgenommen worden. "Wer in diesem Staat sagt, dass es hier schlecht ist, und dass hier ein antidemokratisches und antieuropäisches System herrscht, wird mit Gewalt weggeschleppt", sagt sie.
Für westliche Augen wirken die jungen Frauen von "Femen" eher wie eine "Girl-Group aus einer Casting-Show", als als Feministinnen. Mit High Heels und nackter Haut machen die Stripperinnen seit 2008 Front gegen die autoritäre Männergesellschaft der Ukraine. Es gehe ihnen aber nicht darum, die Männer zu verteufeln. Was "Femen" so umstritten macht: Die jungen Frauen ziehen sich im Kampf für ihre Botschaften aus. Ob sie in Tschernobyl gegen Atomkraft demonstrieren oder mit selbstgemalten Sponti-Plakaten die Regierung provozieren - tiefschürfend sind ihre Parolen nie, eher plakativ und lustig. Nichts als Medienspektakel, sagen ihre Kritiker. Denn dass sie dabei verhaftet werden, gehört bei den Aktionen mit zum Konzept. Kann man eine Frauenpower-Bewegung ernst nehmen, die mit den Methoden von Stripperinnen agiert? 30 aktive "Femen"-Frauen gibt es mittlerweile. Und auch wenn manche sagen, dass sie nur den Medienrummel suchen, war doch jede gute Protestbewegung immer auch ein Stück Popkultur. Im autoritären Regime von Janukowitsch, wo viele junge Frauen ihre Haut auf ganz andere Weise zu Markte tragen, kann diese Protest-Popgruppe garantiert nicht schaden. Nicht wenige in dem autoritär regierten Land sagen, dieser Protest der jungen Frauen ist das Beste, was der Ukraine derzeit passieren kann.
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