Der »Narrenspiegel« hält mit seinen »Eulen- und Narrenspiegeleien« der Gesellschaft seinen Spiegel vor. Der Humor- und Satire-Blog voller Eugenspiegeleien bietet Satire, Humor, Spass, Unterhaltung zur allgemeinen Belustigung des närrischen Volkes.
»Ein Mensch muß auch er Narr von Verstand sein,
damit er sagen kann: Narrisch Welt! Schön Welt!«
Georg Büchner, »Woyzeck«
Aus Sicht der Kölner Karnevalisten hatte Karl-Theodor zu Guttenberg
seinen Rücktritt als Verteidigungsminister nicht gerade günstig gewählt.
Der schon fertige Motivwagen für den Rosenmontagszug mit einem
riesigen Papp-Guttenberg musste kurzerhand ausgemustert werden. Der
Wagen, der mit Aufkommen der Plagiatsaffäre schon einmal umgebaut worden
war, zeigt Guttenberg, wie er mit Karten um seinen Doktortitel spielt.
Der neue Guttenberg-Wagen zeigt einen Kopierer auf kurzen Beinen in Anspielung an das Sprichwort "Lügen haben kurze Beine". An den Füssen des Kopieres sind Fußnoten zu sehen- und der Kopierer wird in die Wüste geschickt.
Aus dem Deckel des Kopierers schaut Herr zu Gutenberg. Die Kanzel des Wagens zeigt das Wappen des Bundeskanzleramtes.
Das war Balsam auf die geschundene Narrenseele, denn er bewegte sich doch: Nach wochenlangem Hickhack um TÜV und Sicherheitsvorschriften bejubelte gestern wieder rund eine Million Zuschauer den Rosenmontagszug. Dank strahlend blauem Himmel hatte der was von Karneval in Rio. Beherrschendes Thema waren dem Motto gemäß aber die Baustellen.
So schön war der Düsseldorfer Rosenmontagszug 2011. Selbst in jecken Ehren ergraute Pappnasen werden lange darüber grübeln müssen, wann es zuletzt einen solchen Rosenmontag gab: Kalt, aber nicht eisig, makellos blauer Himmel, strahlender Sonnenschein – das sorgte für Frühlingsgefühle beim Höhepunkt des Karnevals. Da ging nicht nur den Narren das Herz auf. Die Stimmung war ausgelassen wie lange nicht, als sich der gut fünf Kilometer lange Zoch pünktlich um 12.30 Uhr am Joseph-Beuys-Ufer in Gang setzte und langsam durch die Stadt zog.
Der Rosenmontag stand unter dem Motto "Jebaggert, jebuddelt, jebützt".
Fast alle Vereine und Gesellschaften hatten tief gegründelt, um das
Motto umzusetzen. Daher waren reichlich Bauarbeiter unterwegs, Mädels
und Jungs in Blaumännern und Helmen, und rudelweise U-Daxe bevölkerten
die Straßen. Der Prinzenwagen ("Landeshauptbaustelle") war eine
gigantische Baumaschine. Die Rheinbahn wehrte sich gegen den gierigen
Bagger, der auch vor ihrem Silberpfeil nicht Halt machte.
Im Zoch gab's jedoch nicht nur reichlich Lärm (einmal von einem
Original-Presslufthammer), sondern viel Musik – und das nicht nur wegen
der vielen Bands, sondern vor allem mit Blick auf den Eurovision Song
Contest in ein paar Wochen. Elbers als frech grinsender Hund, der dem
Berliner Riesen-Schnauzer Wowereit den ESC-Knochen weggeschnappt hat und
genüsslich darauf herumkaut, oder Lena und Stefan Raab als
Papp-Maché-Figuren gaben auf dem AVDK-Wagen ("Düsseldorf – hier spielt
die Musik") einen ersten Vorgeschmack auf das europäische
Schlagerfestival.
Unna ist nicht gerade eine Karnevalshochburg. Weiberfastnacht sieht das anders aus: Morgens stürmt Helmut Scherer das Rathaus.
Der Karnevalist von Unna, Helmut Scherer, 76, hat am Donnerstag zum letzten Mal seinen „kleinsten Karnevalsumzug der Welt“
veranstaltet. Beretis zum 55. Mal zog der überzeugte Karnevalist als
Ein-Mann-Umzug war er mit einem Handwagen durch die ansonsten eher
karnevalsunlustige Stadt gezogen.
An Weiberfasching ist er wieder mit einem Ein-Mann-Umzug, dem
„kleinsten Karnevalszug der Welt“, durch Unna gezogen. Das Motto in
diesem Jahr lautete: „Helmut geht ins Altersglück, Unna bleibt zurück.“
In den Anfangsjahren war Scherer belächelt worden, wenn er
verkleidet mit einem Bollerwagen allein durch die Strassen zog. In
diesem Jahr wurde der wackere Karnevalist von mehr als 100 Kindern
begleitet.
Als der Bibel-König Belsazar mit seinem Hofstaat an prachtvoll gedeckten Tischen saß, wurde bei einem Festmahl der geraubte Jerusalemer Tempelschatz benutzt und entweiht. Darauf erschien von unsichtbarer Hand eine Schrift: Menetekel – rätselhafte Zeichen an der Wand.
Keiner der Schriftgelehrten war in der Lage, die wie von Geisterhand geschriebenen Buchstaben an der Wand des Palastes zu entziffern.
Der Prophet Daniel aber erkannte darin die Ankündigung vom Untergang des Reiches Babylon. <em>„Gewogen und für zu leicht befunden“</em> – so übersetzte er die <b>Zeichen der Zeit</b>.
Unter einem <b>»Menetekel«</b> versteht man heute eine unheilverkündende Warnung oder ein Vorzeichen drohenden Unheils.
In Belgien hat eine resolute Senatorin die Frauen des zerstrittenen
Landes zum Sexstreik aufgerufen. Sie hat zu einem Boykott nach
altgriechischem und kenianischem Vorbild soll Politiker zur Räson
bringen:
Kein Sex mehr ohne neue Regierung! Sie sollten sich ihren Partnern verweigern, so lange es keine neue Regierung in Brüssel gibt.
Die resolute Senatorin hofft, so den Druck auf die politischen
Streithähne zu erhöhen, die sich seit den Wahlen im vergangenen Juni
nicht auf eine Koalition einigen konnten.
Die Senatorin, von Beruf Gynäkologin, sagte, Sexstreiks hätten schon
häufig Wirkung gezeigt. Die Frauen im Peloponnesischen Krieg etwa
sollen so ihre Männer zur Aufgabe der Waffen gezwungen haben.
Die belgische Senatorin will ihren Appell durchaus mit Humor
verstanden wissen. Etliche männliche Kommentatoren nannten den Sexstreik
lächerlich, wenngleich sie zugaben, auch keinen Weg aus der politischen
Sackgasse zu kennen.
Franz Beckenbauer ist am Freitag bei der Ski-WM gewesen, er ist im
Fernsehen interviewt worden und hat wie immer ein paar kluge Dinge
gesagt.
Die wahren Weisheiten hat er aber wieder einmal abseits der Kamera geäußert.
Hier Beckenbauers Fazit der Super-Kombination der Frauen, welches er dem »Narrenspiegel« gab, in voller Länge:
Die Piste hier ist Jacke wie Hose, äh, links wie rechts - äh ihr ist es eigentlich egal, vom wem sie befahren, bespielt oder beschneit wird.
Aber gut, die Abfahrt heute war wie früher im Skirennen Obertauern gegen Untertauern, bloß mit den Deutschen als Zuschauern - aber klar, die Deutschen sind keine Österreicher, das hat man genau gesehen.
Ich hätt' den Fahrern g'sagt, fahrt Ski so gut wie ihr könnt, aber, äh, Skifahren ist eh kein Wunschkonzert und schon gar nicht auf dieser Piste.
Heut standen zu viele an den Hängen und pissten, ich weiß nicht, welche Sportart ich heute gesehen habe - Skifahren war's nicht.
Ich denke, die ganze Nation hat heute wieder hinter dem Fernseher gestanden, war ja auch sonst nichts los im Erdinger Moos.
Ja gut, sicherlich, es gibt in der Abfahrt jetzt nur noch eine Möglichkeit: entweder die Maria wird - wie der FC Bayern - Erste, Zweite, Dritte oder Elfte.
Es tut mir leid für den Rest der Welt und für die Maria, aber Annemarie Moser-Pröll wird auf Jahre hinaus unschlagbar sein.