Freitag, 11. September 2015

Franz Beckenbauer und der Watschnmann der Sechziger

Der Fussball schreibt seine Geschichten: ergreifende, heitere, ironische und manchmal auch urkomische. Es ist das Jahr 1958. Franz Beckenbauer ist gerade mal 13 Jahre alt und spielt Fussball beim SC 1906 München und stand kurz vorm Wechsel zum TSV 1860 München.

Der Wechsel zum TSV 1860 München ist eigentlich schon so gut wie sicher für den ambitionierten Nachswuchsspieler aus dem Münchner Stadtteil Giesing, doch kurz vor seinem Vereinswechsel traf Beckenbauer mit seinem SC 1906 München auf eben diese »Sechziger«. Nach dem Spiel ist eines für ihn klar: Zu den »Löwen« wechselt er nicht.

Was war passiert? Im Spiel tanzte Beckenbauer mit seiner jugendlichen Leichtigkeit seinen Gegenspieler Gerhard König aus und wurde dafür grob gefoult. Die beiden Spieler gerieten danach heftig aneinander. Und „als der Schiedsrichter wegschaute, hab ich ihm eine Watschn verpasst“, erinnert sich König später im Interview mit dem "Kicker".

Diese wohl berühmteste „Watschn“ der Fussballgeschichte durchkreuzte Beckenbauers fussballerischen Pläne nachhaltig: Ein Schlag ins Gesicht – Beckenbauers Ehre war tief gekränkt. Kicken bei den Blauen kommt für ihn deshalb nicht mehr in Frage. Stattdessen geht er zum Stadtrivalen FC Bayern.

"Es war nicht die Hand Gottes, sondern die Watschn eines Sechzigers", erklärte Beckenbauer seinen Wechsel zu den Bayern selbst.

Der „Watschnmann“ könnte mit seiner Backpfeife also sogar Beckenbauers Karriere erst ermöglicht haben. Zuerst als Spieler, dann als Trainer und später als Präsident wurde er beim FC Bayern zur Legende. Und mit ihm wuchs der Verein zu einem der besten Clubs Europas.

Natürlich fragen sich auch heute noch manche Löwen-Fans: Wie hätte sich der TSV 1860 München entwickelt, wenn der junge Mann, der später zum weltberühmten Libero wurde, 1958 zu ihnen gewechselt wäre? Eines ist sicher: dass Beckenbauer den »Löwen« nicht zu großen Triumphen verhalf.

Eigentlich musste Beckenbauer dem „Watschnmann“ der »Sechziger« bis heute froh sein, dass er ihm eine geschmiert hat, ermöglichte er ihm doch durch diese undurchdachte Handlung später eine große internationale Karriere.

Am 11. September 2015 wird er 70 Jahre alt und blickt auf eine bewegte Karriere zurück. Eine Karriere, die den gesamten deutschen Fußball beeinflussen sollte. Heute ist Franz Beckenbauer eine der bekanntesten Persönlichkeiten Deutschlands.

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